Die eine Karriere geht zu Ende, die andere kommt in Schwung
Wenn am Wochenende des 17./18. Dezember im Velodrome von Grenchen das UCI-Rennen Track-Cycling Challenge stattfindet, heisst es für Tristan Marguet Abschied nehmen vom Spitzensport. Der in Alten wohnhafte Bahnspezialist wird am Samstag mit Robin Froidevaux das Madison bestreiten. Es wird sein letztes Rennen als Profi sein.«Endlich nicht mehr im November bei fünf Grad trainieren», sagt Marguet mit einem Schmunzeln im Gesicht. Der Entscheid des 34-Jährigen sei Anfang Saison gefallen, schon vorher hatte er sich mit dem Rücktritt auseinander gesetzt. Die Olympiasaison wollte er noch mitnehmen, mit der kleinen Hoffnung, für Tokio nominiert zu werden, woraus aber nichts wurde.
Künftig als Trainer
Viel Zeit, auf seine sehr respektable Karriere zurückzuschauen, bleibt Marguet nicht. Er hat einen Vertrag bei Swiss Cycling unterschrieben und wird Juniorinnen-Trainer (Strasse) und Assistenzcoach des neuen Bahn-Nationaltrainers Mickäel Bouget. Angestellt ist er zu 90 Prozent, daneben absolviert er die Ausbildung zum Trainer und betreut weiterhin sein Velogeschäft in Alten. Langweilig wird es ihm also nicht.«Ich freue mich auf die neue Herausforderung», sagt Marguet, dessen sportlicher Höhepunkt der Gewinn der Goldmedaille an der Bahn-EM 2019 in Minsk war (im Madison mit Froidevaux)
Vogels steiler Aufstieg
Für Marguet ist also bald Schluss, ein anderer hat sein Talent auf der Strasse und auf der Bahn zuletzt wiederholt unter Beweis gestellt: Alex Vogel aus Wittenwil (Gemeinde Aadorf) hat eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Im Oktober gewann er mit dem Bahnvierer an der Heim-EM in Grenchen die Silbermedaille. Kurz darauf reichte es an der Bahn-WM in Roubaix zum guten 5. Rang mit dem Vierer.Stefan Küng, Claudio Imhof, Stefan Bissegger: Der Kanton Thurgau hat in den letzten Jahren einige Radtalente herausgebracht. Nun ist mit dem 22-jährigen Vogel ein weiteres herangewachsen. Der geborene Bahnfahrer ist er indes nicht. Seine Anfänge hatte er mit dem Mountainbike im Biketeam Aadorf gemacht. Als die Zusammenarbeit mit dem RMV Elgg intensiviert wurde, stellte Vogel fest, dass er auf dem Rennvelo mehr Talent besitzt als auf dem Mountainbike. Seine grössten Förderer waren der verstorbene Ruedi Studer und die früheren Profis Godi Schmutz und Bruno Wolfer.
«Nur gute Beine reichen nicht, um ein Rennen zu gewinnen, es braucht auch den Kopf dazu.»
Tristan MarguetDie Bahn wurde für Vogel erst nach einem Lehrgang mit der U-19-Nationalmannchaft interessant. «Es war eine coole Truppe, mich begeisterte der Teamspirit.» Dabei war unteren anderen Bissegger, mit dem er regelmässig trainiert. Eine der Stärken Vogels ist seine Explosivität, sein Sprint. So erstaunte es nicht, dass er für die EM und die WM aufgeboten wurde.Die EM-Silbermedaille ist sein bisher grösster Erfolg, bemerkenswert ist auch sein 2. Rang im Omnium an der U-23-EM vor einem Jahr. Im gleichen Jahr wurde er bei der Elite überraschend Schweizer Meister in dieser Disziplin, als er die Favoriten Bissegger und Froidevaux überlistete.An der Track-Cycling Challenge wird Vogel voraussichtlich im Omnium, im Ausscheidungsrennen und im Sratch fahren.
Die Tipps von «Fuchs» Marguet
«Schlau fahren» ist einer der Tipps, den Marguet seinem Kollegen Vogel mit auf den Weg geben will, sei es auf der Bahn oder auf der Strasse. Marguet gilt als «Fuchs» im Feld, ausgestattet mit einem guten Renninstinkt. «Nur gute Beine reichen nicht, um ein Rennen zu gewinnen, es braucht auch den Kopf dazu», sagt Marguet. «Nicht immer der Stärkste im Feld gewinnt.»So sieht Marguet für Vogel gute Chancen in Eintagesrennen oder kleineren Rundfahrten. Vogel, der sich nächste Saison wieder mehr auf die Strasse fokussieren will, ist sich bewusst, dass er mit seinen 76 kg (bei 1,82 m Grösse) zu schwer ist für längere Anstiege. Auf einer coupierten Strecke hat er jedoch gute Chancen, wenn er noch an Konstanz zulegen kann.
«Nur wegen des Geldes würde ich es nicht machen, es ist die Freude am Velofahren.»
Alex VogelVogel geht in die vierte Saison mit der Swiss Racing Academy, mit der er vorab Rennen der Kategorie Continental bestreiten wird. Dort will er sich mit guten Resultaten für höhere Aufgaben empfehlen. Wie für viele ist ein Profivertrag in einem World-Tour-Team sein Ziel.Dass er sich jetzt einzig aufs Radfahren konzentrieren kann, ist nur möglich, weil er bei den Eltern wohnt und auf die Unterstützung privater Sponsoren und der Sporthilfe zähle kann. «Nur wegen des Geldes würde ich es nicht machen, es ist die Freude am Velofahren.»